Autorin: Melanie Oswald, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Hypnosetherapeutin, lösungsorientierte Kurzzeittherapie/Coaching
Krisen und das "Immunsystem der Seele"
Um ehrlich zu sein, ist die ursprüngliche Version dieses Artikels bereits im Frühjahr letzten Jahres entstanden und neben diversen anderen Gründen, weshalb sich die Fertigstellung des Artikels hinauszögerte, wurde v.a. ein Grund immer präsenter: die allgegenwärtige Corona-Krise. Die bereits geschriebenen Worte schienen nicht mehr passend, der Begriff der Krise irgendwie „abgenutzt“.
Aber was charakterisiert den Begriff der „Krise“ eigentlich?
Im Allgemeinen bezeichnet „Krise“ eine schwierige Lage, Situation oder Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen oder belastenden (Konflikt-) Entwicklung darstellt. Psychosozial betrachtet bedeutet „Krise“ den Verlust des seelischen Gleichgewichts, ausgelöst durch Ereignisse oder Lebensumstände, die im Augenblick (!) nicht bewältigbar sind. Das bedeutet, Krisen sind zwar naturgemäß zeitlich begrenzt, gehen aber mit Überforderung, zum Teil Kontrollverlust, Verlust der Orientierung und starken Emotionen einher.
Was sind nun die konkreten Emotionen, die sich hinter dem abstrakten Wort „Krise“ verbergen?

Charakteristisch sind Gefühle der Ohnmacht, Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, also des Kontrollverlustes, was wiederum mit Zukunftsängsten einhergeht. Ebenso können aber auch Gefühle der Unzulänglichkeit oder Schuldgefühle und Selbstvorwürfe auftreten so wie Trauer, Wut und Enttäuschung.
Um am aktuellen Beispiel der Coronavirus-Pandemie zu bleiben, ist diese konkrete Krise für manche auch mit dem Gefühl der gesundheitlichen Bedrohung, Angst, Verunsicherung und dem Bedürfnis, dieser Bedrohung Herr zu werden, verbunden. Kurz zusammengefasst, man erlebt sich wie gefangen in einem Strudel aus Emotionen und nicht in der Lage, diese zu sortieren. Der objektive Blick über die Situation fehlt, die Sicht auf mögliche Lösungskompetenzen ist blockiert, weshalb die Situation ausweglos erscheint. Und je mehr das Gefühl der Angst unser Denken und Handeln in einer Krise bestimmt, umso irrationaler können die Reaktionen des Betroffenen sein, weshalb voreilige Entscheidungen vermieden werden sollten, bis die Sicht klarer ist.
Aber es muss nicht gleich eine Pandemie sein, die Gründe, weshalb Menschen in eine Krise geraten, sind so individuell wie die Menschen selbst. Zu diesen sogenannten „critical life events“ zählen z.B. Ereignisse wie Arbeitsplatzverlust, Trennung, Umzug, der Tod eines nahestehenden Menschen oder schwere Krankheit. Und dennoch hängt das, was jeder Einzelne von uns als Krise oder krisenhaftes Ereignis bezeichnet, von ganz vielen individuellen Faktoren ab und ebenso individuell ist auch der Umgang jedes Einzelnen damit.
Woran liegt es, dass nicht jeder von uns einschneidende Erlebnisse und Veränderungen ähnlich erlebt, dass wir unterschiedlich damit umgehen und jeder damit anders zurechtkommt?

Ein Begriff, dem unweigerlich eine wichtige Bedeutung im Zusammenhang mit Krisen zuteil wird, ist der Begriff der Resilienz. Mit Resilienz ist die psychische Widerstandskraft und innere Stärke gemeint, also die Fähigkeit, auf (andauernde) Belastungen, Schicksalsschläge und Krisen kreativ und flexibel zu reagieren und diese unter Einbeziehung der persönlichen und sozial vermittelten Ressourcen zu überwinden. Resiliente Menschen sind also in der Lage, Krisen ohne psychische Folgeschäden zu meistern bzw. sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Daher wird Resilienz auch häufig als das „Immunsystem der Seele“ bezeichnet.
Etwas konkreter betrachtet, setzt sich Resilienz aus vielen verschiedenen Faktoren zusammen, die auch die „7 Säulen der Resilienz“ genannt werden. Diese sieben
Charaktereigenschaften, die wie ein unsichtbarer Schutzschild in belastenden Situationen fungieren, sind:
Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Eigenverantwortung, Selbstwirksamkeit (Opferrolle verlassen!), Kontaktfreude (soziales Netzwerk), Zukunftsorientierung.
Auch wenn nicht alle Menschen gleichermaßen resilient sind, da Resilienz nicht als angeboren gilt, so ist die gute Nachricht: Resilienz ist erlernbar! Denn unabhängig von möglicherweise ungünstigen, frühkindlichen oder auch späteren Erfahrungen ist es dem Menschen möglich, ein Leben lang zu lernen und „korrigierende Erfahrungen“ zu machen.
Dies erfordert sicherlich eine gewisse Bereitschaft, Motivation und nicht zuletzt auch Mut, die alten, gewohnten Pfade zu verlassen, um neue Wege zu gehen. Resilienz zu entwickeln ist also ein dynamischer und langfristiger Prozess, der sich aber lohnt!
Wieso es so wichtig ist, sich in Krisen mitzuteilen
Wie bereits erwähnt, erleben wir in Krisen eine Achterbahn der Gefühle und unser Blick auf Potenziale und Chancen ist häufig versperrt. Hier kann ein objektiver Blick in Form von Gesprächen mit guten Freunden oder anderen Menschen, die einem nahe stehen, helfen.
Sich mitzuteilen, kann unglaublich entlasten und das Gefühl geben, „es“ nicht alleine schaffen zu müssen. Daher ist ein offenes Gespräch meist ein ganz wichtiger Schritt zur Bewältigung der Krise.
Je nach Problem, das in die Krise geführt hat, können jedoch auch Freunde und Familie befangen und/oder überfordert sein oder die Betroffenen drehen sich trotz Unterstützung im sozialen Umfeld im Kreis. Im schlimmsten Fall kann auch die Gefahr bestehen, dass Betroffene sich selbst oder anderen schweren Schaden zufügen.

Daher sollten die Betroffenen – dies können auch die Angehörigen oder Freunde sein, der Wirkungskreis einer Krise kann groß sein! – nicht scheuen, sich rechtzeitig professionelle im Sinne von therapeutischer Hilfe zu holen. Manchmal kann das als erster Ansprechpartner auch der Hausarzt des Vertrauens sein, der dann gegebenenfalls weiterführende Behandlungsangebote vermitteln kann. Mit Hilfe eines Therapeuten (auch in Form von Online-Therapie, die ähnlich wirksam sein kann!) kann dann in kleinen Schritten die Sicht auf die eigenen Ressourcen und Möglichkeiten wieder frei gelegt werden und gemeinsam an der Stärkung dieser Ressourcen gearbeitet werden. Somit kann Stück für Stück das vorher empfundene Ohnmachtsgefühl überwunden werden und dem Gefühl der Selbstwirksamkeit weichen. In Psychotherapie oder im Coaching geht es also u.a. darum, sogenannte Coping-Strategien (aus dem Engl., d.h. Bewältigungsstrategien) zu erlernen, die auch in Zukunft die Bewältigung von Stress, psychischen Belastungen und Angst erleichtern und damit die Selbstwirksamkeit in Krisen erhöhen.
Und je öfter wir eine Krise gut bewältigen, umso mehr lernen wir, in zukünftigen Krisen zurecht zu kommen, weil wir die Erfahrung gemacht haben: „Ich schaffe das!“

In meiner Arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hypnose-therapeutin begegnen mir die unterschiedlichsten Menschen in verschiedensten Lebenssituationen und Krisen und es bereitet mir Freude, sie auf ihrem individuellen (Lösungs-)weg zu begleiten. Wenn Sie das Gefühl haben, einer schwierigen Lebenssituation nicht mehr gewachsen zu sein oder Unterstützung zu benötigen, zögern Sie nicht, mich für ein erstes Kennenlerngespräch zu kontaktieren. Denn es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen.
Ich freue mich auf Sie!
Herzliche Grüße,
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Geprüfte Hypnose-Therapeutin, Lösungsorientierte Kurzzeittherapie / Coaching
email: kontakt@zeit-fuer-hypnose.de
Tel.: 0176 - 24998260
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